Der Name des "Luftwolfs"
Wölfe hatten mich schon in jüngster Kindheit fasziniert. Ihre Art des sozialen Zusammenlebens, ihre Jagdstrategien, ihre Wildheit. Aber auch ihre Unabhängigkeit, wenn sie sich vom Rudel entfernen.
Natürlich verstand ich, dass Wölfe aus Sicht der Viehzucht ein Graus waren, aber ich war damals mehr als traurig, dass sie hierzulande ausgerottet wurden. Im Zoo (mit Ausnahme des Nürnberger Zoos) konnte man sie nur als gebrochene, vereinsamte Tiere bemitleiden anstatt bewundern. Hätte ich mir damals ein Tier suchen sollen, das meinem inneren Wesen am ehesten entsprach, so wäre es der Wolf gewesen.
In meinem Dasein als Zocker hatte ich in jüngeren Jahren eine Vorliebe für Flugsimulationen. Ich habe alles gespielt, das ich irgendwie in die Finger bekommen konnte. Aber nicht nur gespielt: In den 80ern war ich Fan der amerikanischen Serie „Airwolf“. Nicht umsonst war auf dem C-64 eines meiner ersten selbstgebastelten Programme ein kleiner Ascii-Heli, der sich hin und her bewegen konnte. Natürlich mit meinen begrenzten Möglichkeiten sowohl unvollendet, als auch nicht wirklich als „Spiel“ zu bezeichnen. Eine spätere Version aus Sprites machte da schon mehr her, war aber immernoch nicht als „hübsch“ zu bezeichnen geschweige denn ein Spielgenuss. ;-)
In der Mittelstufe Anfang der 90er griff ich – inspiriert von Chris Robert’s „Wing Commander“ und einigen anderen Simulationen - den Gedanken nochmal auf: ich griff in der 7. Klasse dem Unterricht der 9. Vor und brachte mir selbst bei, wie man einfache 2D-Koordinaten via Sinus und Cosinus in ein 3D-System umrechnete, baute mir eine simple Shader-Engine, um meine damals auf Vierecken basierenden Polygone je nach Winkel einzufärben und einen kleinen Landschaftsgenerator, der aus Zufallszahlen Landschaften zauberte. Dazu kamen noch einige handgemalte Sprites, die Landschaftsobjekte und gegnerische Fahr- und Flugzeuge darstellen sollten.
Ich prügelte das Letzte aus dem, was QuickBasic seinerzeit hergab! Heraus kam jedoch leider nicht viel mehr als eine fehlgeschlagene Technologiestudie: ein Cockpit mit allerlei Displays, das sich in einer Diashow von ca. 0,01 Frames pro Sekunde durch eine Landschaft ohne jegliche Perspektivenkorrektur schleptte. Hübsch, aber sinnlos.
In dieser Zeit wurde ich von einigen meiner Mitschüler für diese Bemühungen belächelt, ja sogar ausgelacht. Vielleicht war es auch nur der Neid, der aus ihnen Sprach. ;-)
Jedenfalls warf mir einer mal ein „Du bist auch so’n Airwolf“ an den Kopf. Aber anstatt mich damit zu beleidigen, fühlte ich mich geehrt! Aber ich vergaß den Namen schon bald wieder.
Einige Jahre später, als Multiplayer Spiele aufkamen, brauchte ich allerdings einen Spitznamen und erinnerte mich wieder daran. Einige Jahre benutzte ich den „Airwolf“ als Zocker.
An der Uni begann ich zu Chatten und brauchte auch dafür wieder einen Spitznamen. Aber ich wollte nicht dauernd direkt mit einer mehr oder weniger billigen Fernsehserie in Verbindung gebracht werden, das hätte nicht in einen Fantasy-Kanal gepasst. Also nahm ich schlicht die wörtliche, deutsche Übersetzung.
Der „Luftwolf“ war geboren.